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22 Empfehlungen aus 22 Bücher zum Selberlesen. Und zum Verschenken

30. November 2022. 2022 war das Jahr, in dem ein Faschist ein Land überfiel, dem er mit der Prosa des Antifaschismus vorwarf, faschistisch zu sein. Es war das Jahr der Klimakatastrophe, der zuverlässig "höchsten Temperaturen seit Beginn der Wetteraufzeichnungen". Es war das Jahr des documenta-Streits (nicht der sicher bald vergessenen documenta 15), in dem sich zeigte, dass die Linke mit Antisemitismus milde ist, wenn er aus dem "globalen Süden" kommt. Es war das Jahr der Reflexion über den Rechtsextremismus in Deutschland, etwa bei Wolfgang Kraushaar oder in der Studie "Gekränkte Freiheit". Es war das Jahr der ohnmächtigen Wut der Frauen im Iran, die für den Wind im Haar ihr Leben riskierten und über die es leider wenig zu lesen gibt. Die Bücherproduktion kann das alles nicht zeitgleich widerspiegeln - zu manchen Themen wie dem Iran werden die Bücher erst noch kommen. Und wir möchten hier Bücher mit reflektierender Qualität vorstellen, nicht die Schnellschüsse, sondern Bände wie Thomas Hallidays Erdgeschichte des Klimas. Und an Catherine Beltons Buch über "Putins Netz" kommt auch kein politisch Interessierter vorbei, auch wenn man sich eine ähnlich intensive Recherche wünschte, die sich auf Deutschland konzentriert.
2022 war auch ein großes Jahr der Literatur, unauffälliger vielleicht. Die großen Erzählungen kommen auch jetzt wieder aus dem Osten und aus dem "Globalen Süden". Wole Soyinkas großer Nigeria-Roman "Die glücklichsten Menschen der Welt" ist zu nennen. Oder der Roman "Die geheimste Erinnerung des Menschen" des jungen Goncourt-Preisträgers Mohamed Mbougar Sarr - ein Roman, der mit Selbstironie die Wunden des Kolonialismus verhandelt. An erster Stelle figurieren aber nicht Romane, sondern Serhij Zhadans Aufzeichnungen "Himmel über Charkiw", die in blitzschneller Prosa den Schrecken des Krieges widerspiegeln und vom Triumph der Ukraine erzählen, sowie Liao Yiwus Dokumentarroman über Wuhan. Und das andere literarische Ereignis in Deutschland ist der hingebungsvoll gefeierte Briefwechsel zwischen Ingeborg Bachmann und Max Frisch - auch ein nostalgischer Rückblick in eine Zeit, in der Literatur noch einen anderen Status hatte.
Blättern Sie durch diese sicher willkürlichen Tipps. Und lesen Sie nach in den Kolumnen des Perlentauchers: Thekla Dannenbergs Kolumne "Wo wir nicht sind", Angela Schaders "Vorworte" zu Entdeckungen und Wiederentdekungen, die das größte Publikum verdienen, Marie-Luise Knotts Erkundungen neuer Lyrik (wo sie unter anderem über Zhadan schreibt) und Peter Truschners "Fotolot" über neue Fotobücher. Und lesen Sie auch nach in unseren Bücherbriefen.
Und nicht vergessen: Es ist auch ein Jahr voller Bücher zum Verschenken, Bob Dylans "Philosophie des modernen Songs "etwa, die Autobiografie von Werner Herzog, Uwe M. Schneedes Band "Ich!" über Selbstbildnisse in der Moderne, ein Fotobuch des großartigen Michael Wesely oder das faszinierende Büchlein "Der Flug der Stare" über komplexe Systeme des Nobelpreisträgers Giorgio Parisi.