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Notizen zur Herbstbeilage der SZ im Dezember erschienen am 03.12.2022

7. Dezember 2022. Im Herbst erscheinen die Buchmessenbeilagen der großen Zeitungen. Der Perlentaucher wertet sie aus und verfasst zu jeder Kritik in diesen Beilagen eine resümierende Notiz. Auch auf eichendorff21 können wir so einen Überblick über jene Bücher geben, die von den Zeitungen im Herbst als besonders wichtig erachtet werden. Hier die Literaturbeilage der SZ für Herbst 2022.

Die zehn Jahre Wartezeit auf diesen Band hat sich für Rezensent René Schlott gelohnt: Er lobt den auch "äußerlich hochwertigen" Band des Historikers Dieter Pohl über den grünen Klee. Pohl habe im Laufe der Jahre die Perspektive auf die nationalsozialistischen Verbrechen erweitert. Neben dem Mord an den Juden, der allerdings nach wie vor "im Zentrum" der Nazi-Verbrechen stehe, nimmt er auch die Verbrechen an anderen Gruppen in den Blick, "Zigeuner", "Asoziale", Homosexuelle … mehr

Wer denken üben will, dem empfiehlt Rezensent Jens-Christian Rabe dieses Büchlein mit 41 Kolumnen, die der Schweizer Philosoph Daniel Strassberg für das online-Magazin Republik geschrieben hat. Es geht um alles, was die Leute heute so bewegt, Gendersprache, Vernunft, Rechthabenmüssen usw. Strassberg beherrscht die Kunst, die Dinge "leichtfüßig" kompliziert und damit "wahrer" zu machen. Rabe kennt derzeit keine philosophische Kolume in Deutschland, die besser wäre.

Eine "irrwitzige Geschichte", detailgetreu erzählt, freut sich Rezensent Fritz Göttler über die Graphic-Novel "Mme Choi & die Monster". Der Plot ist schnell erzählt: 1976 wurde aus einem Keller in Seoul der Horrorkultfilm "Bulgasari" geklaut. Patrick Spät, so Göttler, phantasiere diese wahre Fußnote der Geschichte weiter: Wurde die einzigartige Filmrolle zum Cineasten und nordkoreanischen Diktators Kim Jong-Il gebracht und ist deshalb seitdem verschollen? Zwei Menschen ermitteln. Göttler gefällt, dass es in dieser Groteske um das Kino … mehr

Ein siebzig Jahre alter Krimi ist neu aufgelegt worden, und Sigrid Löffler hat viel dazu gelernt. Die unter dem Pseudonym Josephine Tey schreibende Autorin greift darin einen der berühmtesten Mordfälle der englischen Geschichte beziehungsweise der Literatur auf: Hat Richard III. wirklich seine beiden Neffen umgebracht, um selbst auf den Thron zu kommen? Tey lässt Scotland-Yard-Inspektor Grant den Fall aus dem 15. Jahrhundert ermitteln, denn vielleicht war auch Shakespeare nur einer

Rezensent Thomas Steinfeld hat diese Biografie mit Interesse gelesen, aber ein wenig hagiografisch findet er sie schon. Zunächst zu den Vorzügen: Carole Angier erzählt das Leben Sebalds mit großer Genauigkeit, lobt der Kritiker. Sie hat nicht mit Angehörigen und deutschen Verlegern gesprochen, aber mit den Personen, die Sebald für seine Bücher gewissermaßen verwertet hat, deren Leben er benutzt, verändert, collagiert hat, wie Autoren es eben tun. So weit, so gut. … mehr

Einen kunstvollen Essay über die Lügen der Ahnen und den Kapitalismus sieht Rezensent Felix Stephan in diesem Buch von Isabel Fargo Cole, die in Alaska den Spur ihres Ururgroßvaters folgt. Die Recherche entlarve den Klondike-Goldrausch des späten 19. Jahrhunderts als Fake. Stephan staunt: Ein windiger Journalist jazzte den Yukon hoch. Geld wurde aber nicht mit dem glänzenden Metall gemacht, sondern mit dem Profit, den Lebensmittelhändler und Walfänger durch die Glückssucher … mehr

Rezensentin Julia Werthmann hat dieses Buch sehr gern gelesen. César Rendueles, Soziologieprofessor und "Vordenker" der linkspopulistischen spanischen Partei Podemos, verficht in seinem gut lesbar geschriebenen Pamphlet, wie er es selbst nennt, die Idee, dass materielle Gleichheit eigentlich wichtiger ist als Freiheit, oder, wie er es sagt, echte Freiheit gibt es nur, wenn es allen materiell gut geht. Dass Chancengleichheit diesen Zustand nicht herstellen kann, ist für Rendueles klar, weil daran … mehr

Die Brüder Goncourt: Namensgeber des wichtigsten französischen Literaturpreises. Aber was weiß man über ihr Leben und Werk? Dass Alain Claude Sulzer mit seinem Roman diese Frage zu beantworten versucht, rechnet Rezensent Nils Minkmar dem Schweizer hoch an. Grundlage der Geschichte sind die Tagebücher der Goncourts, die zu Tage fördern, dass das Verhältnis zwischen Jules und Edmond ein symbiotisches war. Sulzer fügt den Fakten nun zwei fiktionale Episoden hinzu: Eine fortschreitende

Im Roman von Lauren Groff erkennt Rezensentin Juliane Liebert eine "feministische Vision weiblicher Autonomie in der Epoche der Kreuzzüge". Groff erzählt die Geschichte der 17-Jährigen Marie, gezeugt durch königliche Vergewaltigung. Die junge Frau muss in ein Kloster und verzweifelt über ihr Schicksal. Doch in der kirchlichen Welt der Frauen lernt sie, Gut von Böse zu unterscheiden und ergreift die Chance, sich selbst zu entdecken. Von vier Dingen ist Liebert besonders angetan: Dass dieser Roman keine historisierende Patina aufweise, … mehr

Rezensentin Marie Schmidt jubelt über diesen "schmalen, charismatischen" Roman der französischen Dramaturgin Mariette Navarro. Das Debüt handelt von einer Kapitänin, die sich mit einem Frachter und 20 Mann (!) Besatzung auf den Weg nach Guadeloupe macht. Als sie der Besatzung einen Badeausflug genehmigt, ist Schluss mit der Harmonie zwischen der freundlichen Chefin und ihren folgsamen Boys - das machten die Phantasien der Protagonisten klar, von denen die auktoriale Erzählstimme berichtet. Wenig … mehr