Die Begriffe »Holocaust« und »Shoah« werden zumeist als Bezeichnungen angesehen, die moralische Bedeutungen tragen und gesellschaftspolitisch ausgehandelt sind. Vermutet werden könnte, dass die Funktion beider Begriffe darin liegt, die Besonderheit des Ereignisses zu betonen. Die vorliegende Studie widerspricht der Eingrenzung auf ausschließlich symbolische Funktionen und fragt nach der Bedeutung als »Namen«. Wie sprechen wir über Ereignisse und welche Bilder werden zu Bezeichnungen? Von dem Ergebnis ausgehend, dass die Begriffe unterschiedliche Funktionen erfüllen, je nachdem, ob sie als Symbol, Zeichen, Metapher oder Name eingesetzt werden, werden Wechselbeziehungen zwischen den formativen Eigenschaften des Namens und den narrativen Funktionen herausgearbeitet. Mit der Typisierung der Erwartungen, die wir an Namen stellen, und der Aussagen, die wir mit Namen bilden können, lässt sich unterstreichen, dass die Fähigkeit der Namen, die für den »Holocaust« entwickelt worden sind, nicht in ihrem moralischen Potential liegt, sondern in der Fähigkeit zu bezeichnen, und dabei die Tatsächlichkeit, die Präsenz und …