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Notizen zur Herbstbeilage der FAS erschienen am 15.10.2023

30. Oktober 2023. Im Herbst erscheinen die Buchmessenbeilagen der großen Zeitungen. Der Perlentaucher wertet sie aus und verfasst zu jeder Kritik in diesen Beilagen eine resümierende Notiz. Auch auf eichendorff21 können wir so einen Überblick über jene Bücher geben, die von den Zeitungen im Herbst als besonders wichtig erachtet werden. Hier die Literaturbeilage der FAS für Herbst 2022.

Rezensentin Barbara Vorsamer hat genug von depressiven Promis. Katty Salies Buch bietet ihr vor allem Bekanntes aus dem Leben von Kurt Krömer, Sophie Passmann und anderen öffentlichen Personen. Dass die Autorin selbst Kulturjournalistin ist und also nicht als depressiver Maurer von der Krankheit berichten kann, versteht Vorsamer natürlich. Dennoch: Wäre es nicht erhellender gewesen, zur Abwechslung einmal mit depressiven Lehrerinnen oder Mechanikern das Gespräch zu suchen und sich vom "Glitzernarrativ" … mehr

Tief beeindruckt ist Rezensent Tilman Spreckelsen von diesem wiederentdeckten Roman eines Autors, der das, worüber er schreibt, selbst aus nächster Nähe kennt: Georgi Demidow war wie sein Protagonist Belokrinitskij im stalinistischen Lager und hat es nur knapp überlebt. Ein "irritierendes Miteinander von Form und Chaos" liest Spreckelsen in den Schilderungen der Erfahrungen, die der Protagonist, dessen Perspektive wir einnehmen, mit dem NKWD macht - entwürdigende Gemeinschaftszellen, ständige Verhöre, und immer die Unsicherheit, was noch kommen … mehr

Rezensentin Lara Sielmann spricht den Herausgeberinnen Magda Birkmann und Nicole Seifert sowie der Übersetzerin Andrea O'Brien ihren herzlichsten Dank aus für die Wiederentdeckung und Übersetzung von Louise Meriwethers großartigem Debütroman. Hier erzählt die 2023 verstorbene Autorin und politische Aktivistin in einer "slanghaften, melodiösen Sprache" davon, was es bedeutete, als schwarze Frau im New York der 1930er Jahre aufzuwachsen. Dabei kann sie aus eigener Erfahrung schöpfen, weiß Sielmann, was ihrem Buch wohl seine … mehr

Einen aufschlussreichen Überblick über die Geschichte der türkischen Republik erhält Rezensent Ingo Arend bei Can Dündar, dem früheren Chefredakteur von "Cumhuriyet", seit 2016 im deutschen Exil, der ihm ein Land "zwischen Extremen" zeigt. Durchaus mit Bewunderung für den Staatsgründer Atatürk schreibt Dündar aber auch über dessen Versäumnisse, allen voran den Versuch einer Kulturrevolution von oben herab, der, so liest Arend, an der Gesellschaft vorbeigehen musste. So macht ihm der Autor klar, … mehr

Die Bücher von Toni Morrison begreift Rezensent Roman Bucheli auch als Aufforderung an die LeserInnen, bei der Lektüre an ihnen mitzuwirken: Zum einen ist da Morrisons Debütroman, der von dem jungen Mädchen Pecola handelt, die von ihrem Vater geschwängert wird, aber vor allem davon, wie es dazu kommen konnte. Die Autorin verzichtet dabei darauf, eindeutige Kausalitäten anzubieten, es werden den LeserInnen nur Bruchstücke präsentiert, die Biografie des missbrauchenden Vaters wird … mehr

Daniel Kehlmann spielt in seinem Roman die Geschichte von der Rückkehr des in den USA erfolglosen deutschen Filmregisseurs G.W. Papst 1939 nach Nazi-Deutschland als "surreale Groteske" durch, erzählt Rezensent Paul Jandl. Das ist handwerklich gut, stellenweise sogar brillant gemacht, und doch ist Jandl unzufrieden. Es fehlt ihm zu viel: Das Psychologische zum Beispiel, ein Restgeheimnis der Figuren, irgendetwas, das Pabst über den Grundkonflikt - Künstler überschätzt seinen Einflus in einer Diktatur … mehr

Rezensent Thilo Kößler nennt Herfried Münklers neues Werk ein wichtiges Buch in schwierigen Zeiten. Münkler bietet Orientierung in einem Moment der Weltgeschichte, da die alte Weltordnung mit dem Angriffskrieg Russlands in der Ukraine zusammenbricht und noch keine neue in Sicht ist, meint Kößler. Indem der Autor sich auf seine Expertise in politischer Theorie stützt und exkursiv geopolitische Theorien aufruft, wird für Kößler schemenhaft eine neue Ordnung sichtbar. Die dürfte weder … mehr

Rezensent Stefan Locke hat Christina Morinas "Tausend Aufbrüche" mit Gewinn gelesen. Obwohl bereits das dritte DDR-Erklärungsbuch innerhalb eines Jahres, ist Morinas Untersuchung keinesfalls redundant oder überflüssig, betont Locke. Ganz im Gegenteil: Zwar sei es nicht ganz so eingängig geschrieben wie etwa Dirk Oschmanns "Der Osten - eine westdeutsche Erfindung", dafür widmet es sich der Geschichte von Ost und West aus einem ganz neuen Blickwinkel - und dies auf äußerst versierte und ausführliche Weise, lobt der Kritiker. … mehr

Rezensentin Susanne Romanowski porträtiert sowohl Lauren Groffs neues Buch als auch deren Arbeitsprozesse: So hat die Autorin ihr neuestes Werk insgesamt neun Mal geschrieben, jeweils handschriftlich, die vorherigen Textversion schaut sie nie wieder an, es soll nur das bleiben, was wirklich gut ist, erklärt sie Romanowski. Der Roman handelt von einem jungen Mädchen, genannt Lamentatio, die 1610 in der Kolonie Jamestown Gewalt, Patriarchat und Hunger erfährt, erfahren wir, schnell flieht … mehr