Wenn man nur die Eckdaten dieses Mannes vernimmt, bekommt man schon Lust sich in dieses Leseabenteuer zu stürzen: Richard Francis Burton war britischer Offizier, Ethnologe, Sprachforscher und der erste Europäer, der es schaffte, als Perser verkleidet, nach Mekka zu gelangen. Ilija Trojanow hat nun das Leben dieses Mannes zu einem Roman ausgesponnen, den Tobias Gohlis sehr überzeugend findet. Denn der gebürtige Bulgare Trojanow ist selbst eine Art Weltensammler, so Gohlis, der viel gereist ist und in Kenia, Deutschland und Indien gelebt hat, selbst auch in Mekka war. Gohlis wird nicht müde, die Weltläufigkeit Trojanows zu bewundern, der "am tiefsten" in die von ihm beschriebenen Kulturen eingedrungen sei, mehr noch als ihm seelenverwandte Reiseschriftsteller wie Chatwin, Naipaul, Fichte, Schrott oder Ransmayr. Trojanow hat aber nicht etwa eine Biografie des exzentrischen Engländers verfasst, sondern einen Roman, der nach dem orientalischen Erzählprinzip gestrickt ist und aus wechselnder Perspektive - Reisegefährten, Dienerschaft, zufälligen Begegnungen - ein Sammelsurium an aufgeschnappten Geschichten, Gedanken, Träumen aufbereitet. Diese polyphone Struktur, so der Rezensent, biete darum weit mehr als exotisch-anekdotischen Lesestoff, nämlich einen "höchst aktuellen Dialog über Fremdheit und Fremde".