In einer Doppelrezension bespricht Gabriele Venzky zwei Bücher indischstämmiger Autoren
1.) Amitav Ghosh: "Der Glaspalast" (Karl Blessing)
"Eine faszinierende Familiensaga", die sich über vier Generationen erstreckt, ist dieses Buch nach Ansicht der Rezensentin - gleichzeitig sieht sie hier die Geschichte gleich mehrerer asiatischer Länder eingefangen und damit verbundene Themen wie Krieg, Vertreibung, Exil und vor allem die Bedeutung von Freiheit. Ghosh ist für Venzky "ein großer Fabulierer, ein Meister seiner Sprache", doch gerade dieses bisweilen altmodisch erscheinende und komplizierte Angloindisch wird ihrer Ansicht nach bei der deutschen Ausgabe des Buchs zum Problem. Venzky kann sich anlässlich der - wie sie meint - völlig missratenen Übersetzung durch Margarete Längsfeld und Sabine Maier-Längsfeld kaum noch beruhigen, so zahllos sind ihrer Ansicht nach deren Fehler und Ungenauigkeiten bzw. das mangelnde Wissen über asiatische Geschichte und Kultur. Mit einer Liste der gröbsten Fehler, die sich "endlos fortsetzen" lasse, untermauert die Rezensentin ihre Empörung, die nicht nur den Übersetzerinnen gilt, sondern auch der "schlampigen Redaktion".
2.) Pankaj Mishra: "Benares oder Eine Erziehung des Herzens" (Karl Blessing)
Einleitend merkt Venzky ein, dass hier - im Gegensatz zu Ghoshs "Der Glaspalast" - zumindest die Übersetzung von Barbara Schaden nicht zu Wünschen übrig lässt. Dies sei deshalb von besonders großer Bedeutung, da ihrer Diagnose nach das Buch weniger von der Handlung lebt als vielmehr vom Atmosphärischen. Insgesamt wird Venzky bei diesem Roman den Eindruck nicht ganz los, dass es dem Autor beim Verfassen dieses Buchs vor allem um einen kommerziellen Erfolg gegangen ist, zumal indische Literatur derzeit im englischsprachigen Ausland besonders populär sei. Also hat Mishra, wie die Rezensentin unterstellt, in seinem Buch genau die "Mixtur" geschrieben, die dort Erfolg verspricht: die konfliktreiche Begegnung von traditionellen Indern mit westlichen Aussteigern und ihrer Suche nach dem Sinn des Lebens bis hin zu einer Liebesaffäre eines Inders mit einer Französin. Doch was schon beinahe wie ein Totalverriss klingt, wird schließlich von Venzky noch stark relativiert. Sie lobt den Autor als einen wirklich guten Schriftsteller, dessen Buch für sie eine echte "Entdeckung" sei.