Sehr lehrreich scheint Rezensent Michael Borgolte diese Arbeit über das "fremde Mittelalter" von Peter Dinzelbacher. Dass der Autor neben den Gottesurteilen im Mittelalter die bislang kaum erforschte heute bizarr anmutende Praxis der Tierprozesse in den Mittelpunkt der Untersuchung rückt, findet er überaus verdienstvoll. Die Intention Dinzelbachers, das Mittelalter als eine uns fremde Welt vorzustellen, birgt für Borgolte die Gefahr, "das alte Vorurteil einer dunklen Epoche des Aberglaubens vor der Folie einer angeblich lichthellen Moderne zu bedienen." Eine Gefahr, der der Autor nach Einschätzung Borgoltes entgeht, indem er die spezifische "innere Logik" der Epoche aufzuzeigen sucht, die eben nicht als irrational einzustufen sei. Schließlich ließen sich Tierprozesse und Gottesurteile aus dem Weltbild des Mittelalters durchaus vernünftig erschließen, wobei nicht unerwähnt bleiben soll, dass es natürlich von Anfang an auch unterschiedliche Meinungen über beide Gerichtspraktiken gab. Borgolte bescheinigt Dinzelbacher, trotz einiger Lücken und unaufgelöster Widersprüche ein kohärentes Bild des Mittelalters zu zeichnen.