Anja Maier kann sich für dieses Buch nicht wirklich begeistern. Dies liegt vor allem daran, dass sich Scheib hier ihrer Ansicht nach zu sehr auf das "Revival-Prinzip" verlassen hat und jede Erinnerung an ihre Kindheit - und sei es nur der Duft einer Tasse Kakao - festhalten wollte. Darüber hinaus scheint sich die Rezensentin an einem Übermaß an Stereotypen zu stören, mit denen die Nachkriegswelt ausgestattet wird: Perlonstrümpfe, Amihuren, Knef nackig. Das alles wäre nicht wirklich schlimm, deutet Maier an. Doch der "dunkle Plot", den die Autorin hinzugefügt habe, führt nach Maiers Ansicht dazu, dass die Gefühle des Kindes dabei nur vage vermittelt werden. Maier gibt zu, dass es nicht leicht ist, die Gefühlswelt eines Kindes, ohne dass "es denunziert wird oder Niedlichkeit bedient wird". Dass es dennoch geht, habe Erwin Strittmatter in seinem Roman "Laden" bewiesen. Doch Strittmatters Balance zwischen Kinderwürde und übergeordneter Dramaturgie hat Scheib nach Ansicht Maiers nicht erreicht, was - wie die Rezensentin vermutet - möglicherweise an mangelnder Distanz der Autorin beim Erzählen liegt.