Rezensentin Hanna Engelmeier liest Elfriede Jelineks neues Buch als eine Art "Machtdemonstration" gegen das Münchner Finanzamt, das die Schriftstellerin vor kurzem der Steuerhinterziehung bezichtigen wollte und darüber private E-Mails und andere Schriftstücke von Jelinek in Beschlag nahm. Gegen diese Fixierung und Verwertbarkeit von Geschriebenem richtet sich Jelineks gesamtes Schaffen, meint Engelmeier, nicht zuletzt ihr beträchtlicher Output, bei dem jedes neue Werk das vorherige vergessen lassen möchte - und auch ihr neues Buch, das man als Monolog, Pamphlet oder Roman lesen könne, sträubt sich für Engelmeier gegen eine zu sehr sich auf (biografische) Fakten fixierende Lektüre: Eher empfiehlt sie einen "scrollenden" oder "browsenden" Leseblick, der mitrollt durch Jelineks Reflexionen auf ihren Großvater, VW, den Streit mit dem Finanzamt, ihr eigenes Leseverfahren. Was die klangvolle "Textfläche", die für Engelmeier trotzdem nicht so viel mit Musik zu tun hat, wie oft behauptet wird, durchziehe, ist eine Wendung gegen "institutionell ausgeübte Gewalt", in deren Schatten jede einzelne Biografie eigentlich "mickrig" scheine. Für die Kritikerin ein Text, der nichts wesentlich Neues über Jelinek liefere, aber eine "Selbstbehauptung" ihrer Sprache.