Das weltweit gefeierte Multitalent Alexander von Humboldt, angeblich im Ausland nach Goethe der bekannteste Name der Deutschen Kulturgeschichte, wird im eigenen Land kaum gelesen. Ein Umstand, dem das "Humboldt-Projekt" von Hans Magnus Enzensberger und den Humboldt-Kennern Ottmar Ette und Oliver Lubrich ein Ende bereiten möchte. Das dürfte nach Einschätzung von Rezensent Ludger Lütkehaus auch gelingen - dank ihrer Edition von Humboldts Werken, die "neue Maßstäbe" setze. Hocherfreut zeigt sich Lütkehaus darüber, dass der "Kosmos", das "grandiose Spätwerk" und "Opus magnum eines umfassenden Geistes", nun erstmals in einer kommentierten Edition vorliegt, die Humboldts eigenhändige Korrekturen und Zusätze integriert, und alle Bildtafeln sowie Heinrich Bergaus' "Physikalischen Atlas" enthält. Die Leser, verspricht Lütkehaus, könnten sich auf die Begegnung mit einer außergewöhnlichen Gestalt und einem großen Werk freuen. Ausführlich berichtet er von Humboldts Forschungsexpeditionen, deren Auswertungen ihn sein Leben lang beschäftigten. Fast überschwänglich schreibt er auch über Humboldt, den Abenteurer, Entdecker, Botaniker, Pionier, Zoologen, Mineralogen, Geologen, Geographen, Klimatologen, Ozeanographen, Ethnologen, Historiker, Mythenforscher, Sprachwissenschaftler. In Humboldt erkennt Lütkehaus eine "Synthese von spezialwissenschaftlicher Erkenntnis und Blick aufs Ganze, Besonderem und Allgemeinen, Sinnlichkeit und Abstraktion", die auf eine "poetische, künstlerische Auffassung" und eine "farbige, lebendige und belebende Darstellungskraft" trifft.