Thomas Laux freut sich, dass anlässlich des 200. Geburtstages Theophile Gautiers einiges aus dessen Werk neu, beziehungsweise zum ersten Mal übersetzt wurde. Bereits im Vorwort von Gautiers Romanerstling "Mademoiselle de Maupin" erscheint dem Rezensenten der Autor als echter Libertin, der radikal und mit "rhetorischer Fulminanz" mit dem Zeitgeist der Julirevolution von 1830 abrechnet und den Hedonismus zum Maß aller Dinge erhebt: man solle rauchen, trinken und sich der Lust hingeben, berichtet Laux. Dementsprechend tabulos geht es dann auch in dem ganz dem Prinzip des l'art pour l'art verpflichteten Roman zu: Der snobistische Dandy Chevalier d'Albert, dem die meisten Frauen schlichtweg zu hässlich sind, beginnt jenseits seiner Beziehung zu Rosette, die ihm als "munterer Kamerad, mit dem man schläft" erscheint, eine Liaison mit Madeleine de Maupin. Jene hadert mit ihrer geschlechtlichen Identität und nimmt ihrerseits als Theodore de Serannes ein Verhältnis mit Rosette auf. Der Kritiker hat in diesem Roman nicht nur ein Plädoyer für ein Recht auf die freie Wahl des Geschlechts gelesen, sondern sich über Gautiers ironische Darstellung auch bestens amüsiert.