Alkor ist der Stern im großen Wagen, den das bloße Auge nur schwer erkennen kann, erläutert Stephan Reinhardt den Titel des neuen Werks von Walter Kempowski. In dem Tagebuch aus dem Jahr 1989 hat der Autor die Ereignisse und seine Eindrücke dieses "friedlichen Revolutionsjahres" festgehalten, und, berichtet der Rezensent, Kempowski schildert seine mühsame Arbeit an der "monumentalen Chronik" 'Das Echolot'. Daneben gibt es Anekdoten aus seinen Literaturseminaren, über Verehrerinnen, nächtliche Anrufe von Psychopathen und "gleichgültige Studenten", so Reinhardt. Er hat diese Aufzeichnungen mit Spannung und Vergnügen gelesen, denn Kempowskis Selbstironie, schwarzer Humor und Sinn für Skurriles mache manch belanglose Passage zum kurzweiligen Lesespaß. Nur wenn es um die politische Linke geht, ist dem Rezensenten aufgefallen, verliert der Schriftsteller, der selbst acht Jahre in Bautzen inhaftiert war, jedweden Humor. Trotzdem hätte sich Kempowski über die "Linken" etwas differenzierter auslassen können, meint Reinhardt.