Zunächst ist Ulrich Greiner in seiner Besprechung des Romans "Schnee" von Orhan Pamuk voll des Lobes. Der türkische Autor erzählt davon, wie der im deutschen Exil lebende Dichter Ka in seine Heimat, eine anatolische Provinzstadt reist, wo er sich in die schöne Ipek verliebt. Bis dahin erschien dem Rezensenten das Buch als "wunderbare Romanze" und ein "modernes Märchen", in dem der Schnee die Welt verzaubert, so Greiner eingenommen. Dann aber schildert der Autor die politische Wirrungen der Stadt, in deren Verlauf ein Militärputsch stattfindet und ein Kampf zwischen Islamisten und bürgerlichen Liberalen entbrennt, in den Ka verwickelt wird, die den Roman zu einem sehr "engagierten Bild eines zerrissenen Landes" werden lassen, lobt der Rezensent. Für ihn entsteht ein besonderer Reiz dadurch, dass hauptsächlich aus der Perspektive des Dichters erzählt wird und durch dessen "seltsam verschleierte Wahrnehmung" auch das "Tragische" mitunter äußerst komische Züge annimmt, wie er betont. Dennoch gibt es für Greiner in diesem Buch, von dessen rasanten Dramaturgie er beeindruckt ist, ein "großes Aber". Stilistisch lässt der Roman seiner Ansicht nach sehr zu wünschen übrig, und es drängt sich ihm der Verdacht auf, dass dies nicht nur in der ungelenken Übersetzung ins Deutsche, sondern bereits im türkischen Original angelegt ist. Denn der Rezensent beklagt sich nicht nur über allzu sehr ans Türkische angelehnte Satzkonstruktionen, sondern auch über die langen Schachtelsätze, deren Bezüge oftmals unklar bleiben. Greiner vermutet, dass hier "nachlässig geschrieben" wurde. Dennoch betont er, dass dieser Umstand "von der Lektüre nicht abhalten" sollte.