Stefan Müller-Doohm lässt sich von Gisela von Wysocki in die späten 50er und frühen 60er zurückversetzen, zu Adorno, der einmal nicht als negativer Dialektiker, sondern als Eichendorff-Jüngling und Fabelwesen vorgestellt wird, dem die Studentinnen in einer Mischung aus Abwehr und Faszination verfallen. Anschaulich und witzig, wie Wysocki die Anziehungskraft Adornos rüberbringt, seine Handküsse, sein patriarchales Verhalten, seine Sprachartistik, lobt der Rezensent. Die Begegnungen zwischen der Ich-Erzählerin und diesem Wiesengrund vermittelt ihm die Autorin farbig und kraftvoll in 34 Miniaturen, subjektiv, autobiografisch und verdichtet, in einer Mischung aus Fiktion und Zeitgenossenschaft. Sowohl das Frankfurter Milieu als auch die Stimmung der Zeit werden in diesem "konfigurativen" Schreiben für Müller-Doohm sichtbar, ohne dass Adornos Philosophie dazu bemüht werden müsse.