"Schmal und erstaunlich heiter", findet Burkhard Müller Hamsuns Buch. Vor allem, wenn man bedenkt, dass er es in einer psychiatrischen Anstalt geschrieben hat, von 1945 bis 1948, also nach dem Zweiten Weltkrieg, in dem er deutlichste Sympathien für den Nationalsozialismus gezeigt hatte. Es sollte ihm der Prozess gemacht werden, erklärt der Rezensent weiter, doch machte man seinen "politischen Kasus" zu einem "klinisch-privaten" und hoffte wohl insgeheim, der alte Hamsun würde recht rasch das Zeitliche segnen. "Es könne ermüdend sein, auf den Tod alter Leute zu warten", kommentiert dies der Schriftsteller, "mit der Schadenfreude der Zähigkeit", schreibt Müller sichtlich beglückt. Der Reiz dieses Buches liegt nach Ansicht des Rezensenten in Hamsuns bewusster Entrücktheit, die in der Taubheit ein kurioses Echo findet. Denn anstatt auf die "großen Anklagen" zu antworten, beschreibt Hamsun sein Leben in der psychiatrischen Gefangenschaft, mit einem Witz, so Müller, "der seine Gegner erbittern muss". Doch gerade in diesen "Kleinigkeiten" zeichnet sich gewissermaßen die Antwort auf die "großen Anklagen" ab, die "Manifestation eines Charakters" nämlich, der in seinem "anarchischen Eigensinn" sich letztlich nie ganz von etwas vereinnahmen lässt. Hamsun erscheint dem Rezensenten als wundersamer König Lear - "gestürzt", aber nicht anfechtbar.