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Wulf, Joseph. »Nationalsozialismus ist keine jüdische Angelegenheit ...« - Interventionen eines Pioniers der Holocaust-Forschung. FISCHER, S., 2024.

Joseph Wulf

»Nationalsozialismus ist keine jüdische Angelegenheit ...«

Interventionen eines Pioniers der Holocaust-Forschung
  • FISCHER, S.
  • 2024
  • Gebunden
  • 256 Seiten
  • ISBN 9783103976182
Herausgeber: Götz Aly / Detlev Schöttker

Zum 50. Todestag des Pioniers der Holocaust-Forschung Joseph Wulf (1912-1974) haben Götz Aly und Detlev Schöttker zentrale Texte des Historikers zusammengestellt. Als polnischer Jude überlebte Joseph Wulf das Konzentrationslager Auschwitz. Kaum befreit, veröffentlichte er in Warschau Dokumente zum Judenmord. 1947 emigrierte er nach Paris, 1952 übersiedelte er schließlich nach Berlin. Er publizierte bahnbrechende Dokumentationen zum Holocaust, die bis heute grundlegend sind. Er ist zudem ein wichtiger Zeitzeuge für die 1950er und 1960er Jahre in der Bundesrepublik und die Erfahrungen der überlebenden Juden. In Artikeln, Büchern und Dokumentationen thematisierte er früh die aktive Mitarbeit - damals meist noch lebender - deutscher Künstler, Beamter und Intellektueller im NS-Staat.

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Lange Zeit ignorierten deutsche Kollegen seine Arbeiten, nicht zuletzt mit dem Argument, er sei als Jude befangen bzw. »nicht objektiv«. Vergebens versuchte Wulf, die Auseinandersetzung mit dem Nationalsozialismus voranzutreiben. In einem bemerkenswerten Briefwechsel mit Ernst Jünger tauschte er sich unter anderem über die Rolle der Wehrmacht im Zweiten Weltkrieg in Osteuropa aus. Seine 1965 gestartete Initiative, in der Villa der Wannseekonferenz ein Dokumentationszentrum einzurichten, scheiterte am Unwillen der allermeisten Deutschen. Joseph Wulf zerbrach schließlich an der Abwehr und Ignoranz, die er erfuhr. An seinen Sohn David schrieb er im September 1974: »Ich habe hier 18 Bücher über das Dritte Reich veröffentlicht, und das alles hatte keine Wirkung. Du kannst Dich bei den Deutschen tot dokumentieren, es kann in Bonn die demokratischste Regierung sein - und die Massenmörder gehen frei herum, haben ihr Häuschen und züchten Blumen.« Am 10. Oktober 1974 nahm sich Joseph Wulf in Berlin das Leben.

Am 29.05.2024