Niklas Bender ist gefesselt von der Kombination aus Komplexität und Einfachheit dieses autobiografischen Romans von Philippe Grimbert. Da ist zunächst einmal das Porträt einer aus Osteuropa stammenden jüdischen Familie - Bender schwelgt in dessen "weiten, sicheren Linien". Dahinter verbirgt sich das Geheimnis des Textes, der mittels "unauffälliger" Sätze einen Sog entwickelt, "der den Leser ergreift". Für Bender zeigt sich hier die Reife des Autors, der ein "symbolisches Netz" zu knüpfen weiß, das den Leser gefangen nimmt und mitreißt. Dem Helden aber, so lässt uns der Rezensent wissen, wird die vertraute Familiengeschichte ersetzt durch ein Drama von antikischer Dimension. Dass hier, mit der Eröffnung des Geheimnisses, die Geschichte erst beginnt und Grimbert seinen Helden nun durch einen psychoanalytisch ausgekleideten Bildungsweg schleust, scheint Bender schließlich fast zu viel des Guten. Überzeugend ist das Buch für ihn deshalb vor allem durch seine stilistischen Mittel.