Mit diesem Band kommt Walter Kempowskis gewaltige "found footage"-Chronik des Zweiten Weltkriegs zum Abschluss. Vier Tage hat er ausgewählt, deren Geschehnisse sich in den Aufzeichnungen einer unüberschaubaren Vielzahl von Menschen spiegeln. Weniger als zuvor lässt sich, stellt der Rezensent Wolfgang Schneider fest, nun gegen Ende des Krieges etwas wie ein Überblick herstellen. Die Stimmen sprechen durcheinander, nichts als "gurgelndes Chaos". Schneider lässt keinen Zweifel daran, dass das kein Fehler, sondern eine Tugend der Auswahl wie des Arrangements ist. Umschwünge sind natürlich dennoch festzustellen: Kaum regimekritische Töne vor dem "Untergang", danach aber gilt, zitiert wird Erich Kästner: "Die Unschuld grassiert wie die Pest." Etwas verblüfft zeigt sich der Rezensent davon, dass vom SS-Mann zum russischen Soldaten alle es immerzu gut zu meinen scheinen. Aber auch dies ist eine der wertvollen Lektionen, die das Buch erteilt, das - so Kempowski im Begleitband "Culpa" - "Fakten, Gesinnungen, Gefühle überliefert, die heute absolut indiskutabel sind".