Christoph Bartmann fühlt sich zuallererst genötigt, Jörg Magenau zu entschuldigen. Man dürfe nicht erwarten, dass einem hier allzu viel Unbekanntes präsentiert wird. Das liege aber nicht an Magenau, sondern an Walser, der "nun einmal seit fünfzig Jahren kein Unbekannter" ist. Genau so wenig dürfe man hoffen, das einem dieses Neue beim Verstehen von Walser weiterhilft. Und schließlich gesteht der Autor, gar kein Bedürfnis zu haben, mehr von Walsers Leben zu erfahren. Er hat nach eigener Aussage höchstens ein paar Fragen zu Walsers Büchern und anderen Aussagen, "aber keine einzige an sein Leben". Die Biografie ist nicht zuständig für das "Provokante" an Walsers Werk, erklärt der Rezensent. Denn mit Walsers Leben hätten die vieldiskutierten Äußerungen wenig zu tun, vielmehr liege ihnen ein eigenständiger "sprachlicher Überschuss" zugrunde. Dann findet Bartmann aber doch noch Interessantes: Zum einen merkt er, wie stark Walser von seinem Hausverlag Suhrkamp geprägt wurde, weshalb sich Magenaus Buch auch über "lange Strecken" wie eine "Literaturbetriebsbiografie mit ständiger Rücksicht auf die aktuelle Zimmertemperatur im Hause Suhrkamp" lese. Interessanter findet der Rezensent die heutige Zeit. Das "spannendste" Kapitel, das über den Antisemitismusvorwurf des FAZ-Herausgebers Frank Schirrmacher, stellt Magenau "beinahe im Protokollstil" dar, notiert Bartmann, der dieses Vorgehen aufgrund der heiklen Sachlage auch nicht kritisiert. Und die letzte Überraschung für den Rezensenten: "Abseits der betriebsbedingten Haupt- und Staatsaktionen ist es gar nicht so schwer, an Martin Walser Gefallen zu finden."