"Money makes the world go round...", das gilt auch für das Russland der 20er Jahre und somit für Ilja Ilfs und Jewgeni Petrows Roman "Zwölf Stühle", wenngleich das Geldthema hier eigenwillig behandelt wird, wie Rezensent Ulrich M. Schmid findet. Ein geldgieriger Adelsmarschall (proletarisiert) sucht unter Mithilfe eines geldgierigen Ganoven (gewitzt) die Juwelen seiner Tante, die in einem von zwölf Stühlen versteckt sein sollen. Für Schmid liegt der Reiz des Romans allerdings nicht in dieser "mehr oder weniger spannenden Handlungsführung", in deren Verlauf Geld erschlichen und gestohlen wird. Auch beurteilt Schmid die politisch korrekte Schlusspointe (es stellt sich heraus, daß mit den Brillanten bereits ein Arbeiterklub gebaut wurde) als künstlerisch schwächstes Element. Das eigentlich Spannende ist für Schmid die subversive Strömung des Romans: Exkurse über die Absurditäten des Sowjetlebens, seiner Ansicht nach auch noch für die Zeit nach 1991 gültig. Die Gaunerkomödie "Zwölf Stühle" wurde bereits 1928 geschrieben, avancierte trotz oder gerade wegen einiger zensierter Stellen zum Kultbuch, ist seit 1997 in Moskau unzensiert zu haben und nun auch in deutscher Neuübersetzung von Renate und Thomas Reschke, die Schmid als "spritzig" lobt. Auch wenn der Roman in den Grenzen frühsowjetischer Ästhetik bleibe, so weiß der Rezensent Interessantes über damalige Gesellschaftskritik und Zensurpolitik abzulesen. Dies kann ihm jeder Leser nachtun: am Ende des Buches findet er ein Verzeichnis aller Zensurvarianten. Und vielleicht schließt er sich auch Schmids Meinung an und betrachtet die "Zwölf Stühle" als letzten Roman, der die Kunst, über sich selbst zu lachen, "virtuos vorgeführt" hat, bevor Stalin "eiserne Fröhlichkeit" verordnete.