Alistair MacLeod, Jahrgang 1936, stammt aus Zentralkanada, einer literarisch noch unbekannten Gegend, aus der es nach Meinung von Ulrich Baron noch richtige Geschichten zu erzählen gibt, die auf den ersten Blick, meint der Rezensent lakonisch, das "Herz eines sentimentalen Steinkohlelobbyisten" oder Bauernfunktionärs erwärmen könnten. Tatsächlich liege es nur an den von der kargen Landschaft, dem isolierten Inselleben in Neu-Schottland, der schottischen Einwanderertradition vorgegebenen Themen, die auf den ersten Blick Sozialromantik und Naturschwärmerei suggerieren, meint Baron. Doch auch wenn MacLeod in seinen "grandiosen Naturbeschreibungen" der "oft strengen und manchmal überwältigenden Schönheit" durchaus ihren Platz einräume, konterkariere diese Tendenzen häufig durch die Geschichten selbst, die jede nostalgische Anwandlung verscheuchen. In der Isolation der Inselgemeinschaft von Cape Breton im Nordosten Kanadas hätten sich Gebräuche, Mythen und ein ausgeprägtes Clanbewusstsein besonders gut gehalten, die MacLeod zwar "ganz konventionell und realistisch" beschreibe, dabei aber nie, so Baron, die Entwicklung aufzuhalten versuche, sondern im Gegenteil thematisiere, dass die Kinder und Enkel dieser Einwanderergeneration jetzt ihrerseits wieder auswanderten: weg aus Neu-Schottland, weg aus ihren Familienverbänden.