"Im Glück und anderswo" heißt Robert Gernhardts neuer Gedichtband, und für den Rezensenten Fritz J. Raddatz ist es tatsächlich anderswo, das Glück - dies wird in seinem sturzflutartigen Verriss mehr als deutlich. Es reiche eben einfach nicht aus, einen Dichter zum "Nachfolger Brechts" auszurufen, damit dem auch so sei. Denn für Raddatz bewegt sich Gernhardt unmissverständlich und ausschließlich auf dem Gebiet der "Unterhaltungsliteratur". Daran hat der Rezensent, das spürt man, prinzipiell nichts auszusetzen, doch ist es Gernhardts Art, sich "auf die Schulter der Großen zu stellen", die ihm partout nicht schmecken will und die eine nicht versiegen wollende Reihe von unschmeichelhaften Bezeichnungen aus dem Begriffsfeld des "Gebrauchtwarenhändlers" und des schnellen Pseudo-Künstlers aus ihm hervorsprudeln lässt: "literarischer Pflastermaler", "schnippischer Verkäufer", "Mogelpackung" und so weiter. Gernhardts Lyrik sei "gedankenarm, doch reich an Schick", seine Bilder "schief oder gefällig", seine Motive "nicht variiert, sondern wiederholt" in einer "raumlosen Addition ohne Inhalt - von Gehalt ganz zu schweigen". Nicht "Heines Kühnheit" lasse ihn Worte reimen, sondern "Saloppheit". Seine Gedichtparodien hätten die "parodistische Energie eines Schülerzeitungs-Redakteurs". In schierer Verzweiflung, so scheint es, erinnert der Rezensent schließlich an das, was Literatur ist oder sein sollte: ein "ins Unbekannte führen" und "hinter den Erfahrungshorizont greifen".