Ein skelettierter Roman? Ijoma Mangold kanns gar nicht glauben. Und siehe da, was ihm erst als Essaysammlung eines alternden Schriftstellers erscheint, entpuppt sich doch als "Wiederkehr" des Romans, immerhin. Dennoch muss Mangold einiges an Lesegewohnheiten über Bord werfen. J.M. Coetzees Bruch mit der Linearität der Buchseite stellt sich Mangold dar als eine Art Partitur, die erst einmal gelesen sein will. Drei Stimmen, die sich die Seite teilen und selten synchron, viel öfter autonom laufen. Als Oberstimme essayistisch, als Mittelstimme von der Beziehung des Schriftstellers zu seiner schönen Sekretärin erzählend und als Unterstimme jene Frau selbst, über ihren Chef plaudernd. Für die Lektüre hat Mangold kein Patentrezept parat. Er selbst liest schon mal nur eine Stimme über mehrere Seiten und blättert dann zurück, um die anderen Stimmen zu lesen. Oder er wechselt zwischen den Stimmen hin und her, um einem Zusammenklang nachzuspüren. Und wozu das alles? Um der Vielstimmigkeit des Romans willen und eines "harten Realismus", meint Mangold, und um der Frage, ob sich was ändert durch das Formexperiment. Eine Frage, die der Rezensent für das Äußerste hält, was kluge Literatur leisten kann.