In einer groß angelegten Rezension bespricht Richard J. Evans die "Geschichte Europas" von Michael Salewski und "Der dunkle Kontinent" von Mark Mazower. Evans würdigt den Mut beider Autoren, sich der Herausforderung einer "übergreifenden Darstellung der Geschichte Europas" zu stellen.
1) Michael Salewski: "Geschichte Europas"
Für Salewskis Buch hagelt es Kritik. Der Rezensent sieht es als "bedenkliches Defizit" an, dass der Autor wichtige Epochen wie die Renaissance oder die Industrielle Revolution ausgelassen habt. Gleichermaßen bemängelt er den allzu weiten Rahmen, den Salewski sich gesteckt habe und der dazu führe, dass ihm seine Untersuchung zu einer "Aneinanderreihung" von Ereignissen gerate, die zunehmend "atemlos von einem Land zum anderen springt". Dadurch verliere der Leser den Blick für das Ganze, bemerkt der Rezensent kritisch. Zudem hätten sich ein paar sachliche Fehler eingeschlichen, die Evans angesichts der Größe des Unterfangens aber verständlich findet. Um so überraschender ist es, dass er schließlich dem Buch doch noch gute Lesbarkeit bescheinigt und lobend hervorhebt, es sei "informativ sowie weitgehend zuverlässig".
2) Mark Mazower: "Der dunkle Kontinent"
Mazowers Buch findet mehr Zustimmung. Der Autor bemühe sich um die Darstellung von großen Zusammenhängen und liefere nachvollziehbare Erklärungen, lobt der Rezensent. Vor allem der Vergleich von Nationalsozialismus und Bolschewismus sei "aufschlussreich". Besonders erfreut ist Evans von der "durchgehend intelligenten Weise", mit der der Autor die Wirtschafts- und Sozialgeschichte mit politischen Ereignissen verbunden habe. Doch beklagt Evans auch Schwächen: den untersuchten Zeitraum findet er nicht gut gewählt, wichtige Staaten seien nicht genügend berücksichtigt worden, und den Titel findet er verfehlt. Doch insgesamt sieht er in dem Buch eine "hervorragende Leistung", die mit Gewinn zu lesen sei.