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Notizen zur Herbstbeilage der WELT erschienen am 14.10.2023

30. Oktober 2023. Im Herbst erscheinen die Buchmessenbeilagen der großen Zeitungen. Der Perlentaucher wertet sie aus und verfasst zu jeder Kritik in diesen Beilagen eine resümierende Notiz. Auch auf eichendorff21 können wir so einen Überblick über jene Bücher geben, die von den Zeitungen im Herbst als besonders wichtig erachtet werden. Hier die Literaturbeilage der WELT für Herbst 2022.

Rezensent Wieland Freund freut sich, dass in den letzten Jahren immere weitere Teile des im zweifachen Wortsinn fantastischen Oevres Ursula K. Le Guins für ein deutschsprachiges Publikum erschlossen wurden. Mit "Immer nach Hause" hat der Carcosa Verlag nun einen besonders großen Schritt getan und Le Guins sowohl ambitioniertesten als auch "persönlichsten" Roman herausgebracht, lobt Freund. Wobei von einem Roman eigentlich kaum die Rede sein kann. Als "fantastische Archäologie" der Zukunft bezeichnet Freund das … mehr

Insgesamt nicht abgeneigt ist Rezensentin Tanja Dückers von Stefanie Lohaus' Überblick über die Entwicklung feministischer Strömungen in Deutschland in den letzten fünfzig Jahren: Die Autorin stellt verschiedene Aspekte von Gender Pay Gap bis Queer sein in den Vordergrund und plädiert dafür, aufgrund der Vielfalt der Bewegungen nicht von einem Feminismus, sondern von Feminismen zu sprechen. Das ist oft klug und eindrücklich und trägt mit diesem pluralistischen Ansinnen sicherlich dazu bei, … mehr

Das Tagebuch der Anne Frank kennt fast jeder, weiß Kritiker Klaus Hillenbrand, wie es zu einem solchen Welterfolg wurde, kann er jetzt bei Thomas Sparr nachlesen, der nicht einfach schnöde Auflagenzahlen herunterbetet, sondern laut Kritiker die Geschichten hinter diesem Buch zu erzählen vermag. Um das gut erforschte Leben Anne Franks und ihrer Familie geht es nicht, das Tagebuch selbst steht im Fokus, erklärt Hillenbrand, es gibt mehrere unterschiedliche Fassungen, teils … mehr

Die Bücher von Toni Morrison begreift Rezensent Roman Bucheli auch als Aufforderung an die LeserInnen, bei der Lektüre an ihnen mitzuwirken: Zum einen ist da Morrisons Debütroman, der von dem jungen Mädchen Pecola handelt, die von ihrem Vater geschwängert wird, aber vor allem davon, wie es dazu kommen konnte. Die Autorin verzichtet dabei darauf, eindeutige Kausalitäten anzubieten, es werden den LeserInnen nur Bruchstücke präsentiert, die Biografie des missbrauchenden Vaters wird … mehr

Die Titelfigur des neuen Romans Viktor Jerofejews, der große Gopnik, ist niemand anderes als Wladimir Putin, stellt Rezensentin Angela Gutzeit fest. Jerofejews Roman präsentiere Putin als Nachfolger, beziehungsweise in einer Szene buchstäblich als Ausgeburt Stalins und zeichne auch ansonsten Russland als ein moralisch komplett bankrottes Land. Nicht Putin selbst steht im Zentrum, stellt die Rezensentin klar, vielmehr geht es um die russische Mentalität, die historisch kaum einmal mit der Idee … mehr

Eine anregende Lektüre sind Peter Sloterdijks gesammelte Notizen der Jahre 2013 bis 2016 für Rezensent Thomas E. Schmidt. Diese Zeit ist noch zu nah an uns, um sich ihr ganz souverän zu nähern, meint der Rezensent. Dennoch findet er in dem Buch eine gewisse Gelassenheit, auch wenn eine Fahrt im ICE immer noch eine "Leibniz-Stimmung" (Zitat Sloterdijk) hervorrufen kann. Der Philosoph ist viel unterwegs und er liest auch noch viel, … mehr

Daniel Kehlmann spielt in seinem Roman die Geschichte von der Rückkehr des in den USA erfolglosen deutschen Filmregisseurs G.W. Papst 1939 nach Nazi-Deutschland als "surreale Groteske" durch, erzählt Rezensent Paul Jandl. Das ist handwerklich gut, stellenweise sogar brillant gemacht, und doch ist Jandl unzufrieden. Es fehlt ihm zu viel: Das Psychologische zum Beispiel, ein Restgeheimnis der Figuren, irgendetwas, das Pabst über den Grundkonflikt - Künstler überschätzt seinen Einflus in einer Diktatur … mehr

Rezensentin Cornelia Geißler liest interessiert den neuen Roman von Monika Maron. Hier bezieht eine ehemalige Kulturjournalistin aus Berlin im fiktiven Bossin in Mecklenburg-Vorpommern ein Zimmer in einer Alten-WG, resümiert Geißler. Die anderen Charaktere werden abhängig von ihrer Beziehung zur "für Melancholie viel zu abgebrühten" Ich-Erzählerin mal mehr, mal weniger ausführlich beschrieben, erfahren wir. Das gemeinschaftliches Wohnen kommt dabei weniger vor, so Geißler, nur für Diskussionen am Küchentisch kommt über alle möglichen politischen Themen kommen … mehr

Steffen Mau und Thomas Lux erklären im Tagesspiegel-Gespräch, was sie unter "Triggerpunkten" verstehen: "Das sind Sollbruchstellen der öffentlichen Debatte, bei denen sachliche Diskussionen in emotionale umschlagen und sich die Menschen anders positionieren, als sie es zuvor getan haben", führt Mau aus.

Freundlich, aber in aller Schnelle bespricht Hannes Stein diesen Wälzer des "walisischen Historikers, Podcasters und Tausendsassas" Dan Jones, der auf hoch amüsante Weise alle möglichen Vorurteile gegen das Mittelalter vom Tisch räume. Tausend Jahre Dunkelheit? Von wegen: Ins Mittelalter fiel der Anfang der Wiederaneignung der Antike, Mönche machten Erfindungen, Bauern auch, etwa den "Pflug mit Streichbrett, ohne den es keine moderne Landwirtschaft gäbe". Dass sich Jones auf seinen 800 Seiten besonders auf die britischen Inseln konzentriert, kann Stein dem Waliser nicht verdenken: Da … mehr

Rezensent Elmar Krekeler hält Terezia Moras neuen Roman, der den Auftakt zu einer Trilogie über Weiblichkeit bildet, für ein "Wunder". Denn Mora vermag es, den Leser über 400 Seiten mal zugeneigt, mal widerwillig an eine Frau zu fesseln, die sich immer tiefer in eine gewaltätige Abhängigkeitsbeziehung begibt und die man mitunter schütteln möchte. Überhaupt staunt der Kritiker, wie es Mora in der ihr eigenen "quecksilbrigen" Sprache gelingt, über Weiblichkeitskonstruktionen zu … mehr