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Lobe, Max. Drei Weise aus dem Bantuland. austernbank verlag, 2020.

Max Lobe

Drei Weise aus dem Bantuland

  • austernbank verlag
  • 2020
  • Gebunden
  • 200 Seiten
  • ISBN 9783946687023

Mwána hält mit seinem Unidiplom die Eintrittskarte ins Berufsleben in der Hand. Doch mit dem wachsenden Stapel Absagen schmilzt sein Selbstbewusstsein. Was fehlt ihm, was seine weißen Cousins haben? Währenddessen spitzt sich die politische Situation zu. Manche wollen schwarze Schafe aus dem Land jagen. Mwána nimmt die Plakate einer rechten Partei, die "Schwarze Schafe raus!" fordert, eher amüsiert zur Kenntnis. Ist das doch die gleiche Redewendung, die er aus seiner bantuischen Heimat kennt. Gebildet und vielsprachig lebt er in einem urbanen, progressiven Milieu und sieht sich keinesfalls als Außenseiter in der Schweiz, seinem Gastland mitten in Europa. Privat hat er sein Glück mit Ruedi gefunden, mit dem er

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in einer offenen Beziehung lebt. Er enttäuscht geradezu lustvoll negative Rollenzuschreibungen, die Rassisten mit seiner Hautfarbe in Verbindung bringen. Von seinem unpolitischen Standpunkt aus hinterfragt er allerdings nur sein persönliches Scheitern, nicht die fehlende Chancengleichheit und die Alltagsdiskriminierung, die ihm entgegenschlagen. Die Care-Pakete und der Zuspruch seiner Mutter in der afrikanischen Ferne halten ihn über Wasser. Deren unerschöpflicher Schatz an humorvollen Lebensweisheiten trägt sie beide auch dann noch, als er in Armut lebt und sie schwer erkrankt. Ein weiteres Praktikum für eine NGO bringt ihm die unerlässlichen Kontakte für die Aussicht auf eine gesicherte Existenz. Indem er die Schweizer Verhältnisse, stellvertretend für die westlichen Ideale, auf ihre uneingelösten Versprechen hin durchleuchtet, rückt er die Codes einer geschlossenen Gesellschaft ins Licht. Es sind die drei Frauen in seinem Leben, die ihm die wichtigen Impulse im entscheidenden Augenblick geben. Seine Mutter Monga Mingá, die ihren Platz in der Berufswelt allen Widerständen zum Trotz behauptet hat, rät ihm, hartnäckiger zu sein. Deutlicher wird seine Schwester Kosambela, die seinen Lebensstil als den eines "Weißen mit schwarzer Haut" kritisiert und damit auffordert, zu seiner Identität zu stehen. Und schließlich die kämpferische Aktivistin Madame Bauer, in deren Werten er die bantuischen Ideale der Mitmenschlichkeit verwirklicht sieht. Sprachlich und stilistisch spiegelt der Roman die Biographie des Autors, dessen Alter Ego Mwána afrikanische mit europäischen Elementen verknüpft. Er erlaubt sich Wortschöpfungen und Redewendungen, deren Bedeutung sich die Leser aus dem Kontext erschließen müssen. Er liebt die szenische Zuspitzung, die in einer Sentenz endet, die man für ein traditionelles Sprichwort halten könnte, aber eine poetische Neuschöpfung ist. Mwána ist in mehreren Sprachen und Kulturen zuhause und kreiert damit einen sinnlich-eigenwilligen Erzählstil, der bittere Wahrheiten verblüffend heiter transportiert.

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