Reichleich abgeschmackt erscheint Gustav Seibt dieser Roman von Gabriel Garcia Marquez über einen 90-jährigen Journalisten, einen "versauten, dreckigen alten Bock" (Seibt), der sich zum Geburtstag noch mal was Schönes, nämlich eine 14-jährige Jungfrau, gönnen möchte. Die verständige Puffmutter erfüllt ihrem Stammgast den Wunsch und siehe da: anstatt die Kleine zu besteigen, beginnt der pferdegesichtige Alte mit dem Gehänge eines Esels damit, ihr seine Lebensgeschichte zu erzählen. Weil das Mädchen fast immer schläft, während er erzählt, glaubt er, sie verstehe ihn, und verliebt sich - zum ersten mal in seinem Leben. Nicht ohne ironische Distanz schildert Seibt diese Geschichte. Vor allem die klischeehaften Oppositionen, mit denen der Roman arbeitet, gehen ihm mächtig auf die Nerven: alter geiler, gebildeter, saturierter Sack trifft junges, unschuldiges, ungebildetes, in einer Kleiderfabrik arbeitendes Mädchen. "Es mag langweilig erscheinen, all diese achsensymmetrisch um die gedanklich leere Mitte angeordneten Oppositionen aufzuzählen", schreibt er dazu. "Es ist nur halt immer so, dass der bonbonfarbigste, grellste Kitsch stets mit den kahlsten, eckigsten Grundrissen zu arbeiten pflegt." Das Resümee des Rezensenten: "Das Buch ist winzig wie ein Schnapsglas Sirup - allzu schwer, als dass man's könnt' ertragen."