Kein gutes Haar lässt Rezensent Stefan Reinecke an Frank Schirrmachers Buch "Das Methusalem-Komplott", in dem der FAZ-Herausgeber ob der immer älter werdenden Gesellschaft Alarm schlägt. Das Schreckenszenario, das Schirrmacher in einem einzigen "MG-Feuer von Hyperbeln, steilen Vergleichen und nervtötenden Kriegsmetaphern" beschwört, nötigt Reinecke immer wieder süffisante Kommentare ab, etwa wenn Schirmacher erklärt: "Nicht nur Menschen, ganze Völker werden altern". Dabei will Reinecke überhaupt nicht leugnen, dass das Phänomen einer zunehmend älter werdenden Gesellschaft ein ernstes Problem darstellt - ein Problem freilich, dem Schirrmachers Buch, das vor "Alarmismus", "Dramatisierungsfloskeln", "krachender Rhetorik" und "Angstbildern" nur so strotzt, seines Erachtens nicht gerecht wird. Interessant findet Reinecke den Text lediglich als "Symptom einer Krise", "als Versuch, die Figur des Intellektuellen unter verschärften medialen Bedingungen zu verteidigen". Doch auch dieser Versuch geht für Reinecke in die Hose: "Der Typus Schirrmacher", analysiert Reinecke, "ist ein Intellektueller im Schrumpfstadium". So hält er Schirrmacher vor, sein Kerngeschäft, die Reflexion, vor lauter Wille zur Wirkung aufgegeben zu haben.