Meike Fessmann sieht Angelika Overath mit ihrem Erstlingsroman "Nahe Tage" in der Nachfolge von Jelinek und Kafka stehen - wobei die Autorin ihre Sache nach Ansicht der sichtlich beeindruckten Rezensentin geschickter macht als die Nobelpreisträgerin, da man bei ihr nur nach und nach erkennt, woran man ist als Leser. Ein klaustrophobischer "Horrortrip in die Vergangenheit" sei dieses Buch, von der Erzählerin, die gerade den Tod ihrer Mutter erlebt hat, in einer Nacht dargeboten. Die Einbauküchen-Enge der Kindheit, der tyrannische Putzzwang der Mutter, die ihre Vertreibung aus dem Sudentenland lebenslang nicht zu verwinden vermochte, der Irrsinn des Vaters, vor der Außenwelt sorgsam verheimlicht: das sind die Zutaten einer Familiengeschichte, die so normal war wie katastrophal. Dabei könne sich die Autorin, die bislang nur mit kleineren Werken in Erscheinung getreten, auf eine Sprache verlassen, die ebenso nüchtern wie gewandt daherkommt, lobt die Rezensentin.