Als eine meisterhafte historische Erzählung und ein bleibendes historisches Standardwerk feiert Rezensent Paul Ingendaay auf einer ganzen Seite diese Neuerscheinung: Trotz aller Literatur über die Nazizeit, so Ingendaay, habe doch noch nie ein Historiker sämtliches Wissen über die Lager gebündelt. Und höchste Bewunderung hat Ingendaay dafür, wie Nicholaus Wachsmann sein uferloses Material bündelt: Das Buch sei sehr klar gegliedert, in große Kapitel und Unterkapitel, die wiederum in Kurzkapitel von etwa acht Seiten zerfallen. Auf diese Weise bleibe die Überfülle auch für den Leser beherrschbar. Ingendaay nimmt eine Menge Erkenntnisse aus dem Band mit, die ihm unter anderem auch möglich wurden, weil Wachsmann neben dem großen Ganzen immer wieder auch Einzelschicksale und -aspekte in den Blick nimmt. Aus der Tatsache, dass Gefangene und Wächter dem Grauen unterschiedlich begegneten, lernt Ingendaay, dass es kein absolut Böses gibt - und auch, dass es in gewissem Rahmen für Täter oder potenzielle Täter eine Wahl gab. Als besonderes Meisterwerk würdigt Ingendaay das Kapitel 10, das zeige, wie die Häftlinge selbst- etwa als Kapos - in den Schuldzusammenhang gezwungen wurden, so dass die im Nachhinein meist in tröstlicher Klarheit dargestellten Gegensätze von Gut und Böse verwischen. Wachsmann ist zwar deutscher Herkunft, lehrt aber seit zwanzig Jahren in Großbritannien: Sein Buch ist ganz der angelsächischen Schule verbunden, die an Strukturen interessiert sei, ohne die Opfer zu vergessen, lobt Ingendaay. Dabei enthalte sich Wachsmann jedes Tremolos oder Pathos'.