Tobi Müller versucht in seiner Rezension die Wogen, die dieses Buch ausgelöst hat, durch eine sachliche Analyse etwas zu glätten. Denn seiner Ansicht nach gibt der Band - bei nüchterner Betrachtung - wenig Anlass zum Polarisieren. Statt einem "Paradigmenwechsel" zeige Lehmann hier vielmehr verschiedenen Möglichkeiten und Facetten des Postdramatischen Theaters auf, wodurch - was der Rezensent begrüßt - Denkanstöße und eine "Neuausrichtung des Blicks" ermöglicht werden. Keineswegs gehe es hier darum, "Begriffsmauern zwischen `realistisch-erzählendem` contra `postdramatisch-assoziativem`" Theater hochzuziehen. Und gerade deswegen erscheint Müller der Wirbel, den das Buch ausgelöst hat, besonders unverständlich. Müller betont mehrfach Lehmanns Fachkenntnis und seine "Schläue", aber auch die Liebe zum Theater, die selbst bei Kritik, die Lehmann äußert, stets spürbar bleibe. Lobend hebt Müller hervor, dass man das Buch "auch als theatergeschichtliche, ansatzweise als wissenschaftsgeschichtliche Abhandlung" lesen könne, vor allem aber, dass der Autor die Postmoderne im historischen Zusammenhang betrachtet. Dabei zeige Lehmann unter anderem auf, welche Möglichkeiten für das postmoderne Theater er bereits bei Aristoteles und Hegel angedeutet sieht, ohne dass er diese dabei allerdings "als frisch verbürgte Väter ins postdramatische Familienalbum" klebe.