Volker Breidecker ist erfreut. Eine Autorin, die über Sex schreiben kann! Von keiner Schreibhochschule "verdorben"! Kirsten Fuchs, informiert der Rezensent, ist gelernte Tischlerin und seit Jahren aktives Mitglied der Berliner Lesebühnen, wo sie, so vermutet Breidecker, ihren unnachahmlichen Sound entwickelt hat. Den auf 300 Seiten durchzuhalten, falle der Autorin in ihrem Debüt ab der Mitte merklich schwerer, gesteht Breidecker. Aber trotz alledem sei "Die Titanic und Herr Berg" ein wahres Paradestück, das aus wechselnden inneren Monologen, besteht, graphisch deutlich voneinander abgesetzt, die eine junge Frau namens Tanja und ein Herr Berg miteinander führen. Tanja hat beim Sozialamt Sex beantragt, Herr Berg ist ihr zuständiger Sachbearbeiter und natürlich landen beide miteinander im Bett. Was dort geschieht ist nicht das, was sich in ihren Köpfen abspielt, und so kommt es zu absurden "Kollisionen und Karambolagen zwischen der Titanic und ihrem Eisberg", fasst Breidecker zusammen. Der Roman sei auf schamlose und nette Weise obszön, ohne je pornografisch zu werden, jubelt er. Zum Obszönen gehöre nämlich im Gegensatz zum Pornografischen die Verbindung aus Drastik und Komik, versichert Breidecker. Und das beherrscht Kirsten Fuchs offensichtlich einwandfrei.