Einen bei allem Ehrgeiz dann doch eher "schlichten" Roman hat Sandra Kerschbaumer in Tim Krohns "Ans Meer" gefunden. Indem sich der Schweizer Autor für eine vielfach aufgefächerte Perspektive in Vor- und Rückblenden entscheidet, demonstriert er zwar seinen ambitionierten erzähltechnischen Zugriff auf diese Geschichte um eine Familientragödie, räumt die Rezensentin ein. Allerdings scheint es Krohn nicht zu gelingen, den verschiedenen Figuren auch eine wirklich eigene Stimmen zu geben, zudem perlen die bald dramatischen, bald tragischen Geschehnisse an der Rezensentin ab, weil hier vor allem "resümiert" statt "erzählt" wird, wie sie beklagt. Als Glanzpunkt des Romans hebt Kerschbaumer das Verhältnis der Hauptfigur Josefa zu ihrem 11-jährigen Sohn Jens hervor, die man schon aus einem früheren Buch Krohns kennt. Leider wandelt sich der Roman nach Josefas Tod aber ins "Melodramatische", wie die Rezensentin unfroh feststellt. So kommt sie zu dem Schluss, dass das Realistisch-Einfache, das der Autor mit diesem Roman offenbar angestrebt hat, eben "schwer zu machen" und in diesem Fall wohl nicht recht gelungen ist.