Die Fragen, die in "Kellervogel" mitschwingen, findet die Rezensentin Sabine Berking spannend und ungewöhnlich: Kann man in einer Diktatur glücklich werden? Ist es feiger zu gehen oder zu bleiben? Ist Freiheit wirklich alles? In ihrem Romandebüt untergräbt die iranische Schriftstellerin Fariba Vafi die meisten Klischees vom "archaischen Gottesstaat", meint Berking, auf den ersten Blick könne man die Szenerie kaum von einer "westlichen Metropole" unterscheiden: Die Erzählerin ist reichlich beschäftigt mit ihren demenzkranken Eltern, zwei Kindern und einer kriselnden Ehe. Der Subtext ist aber entschieden politisch: Sie ringt mit ihrem Mann und sich selbst, ob sie den Iran verlassen sollten oder nicht, fasst die Rezensentin zusammen. Es geht um die Entscheidung zwischen dem ungeliebten Vertrauten und der ungewissen Freiheit: in der Hand ein kranker Spatz, auf dem Dach eine fadenscheinige Taube. Berking ist überzeugt, dass dieses Buch nicht nur Menschen berührt, die selbst eine Diktatur erdulden mussten.