Nele Pollatschek ringt spürbar mit dem neuen Buch von Clemens J. Setz, dem man so vieles durchgehen lässt, weil er einfach so ein "sauguter" Autor ist, wie die Kritikerin schreibt. Und ja, auch das neue Buch ist "genial", vereint es doch alle bekannten Setz-Zutaten: Eigenartigkeit, "Exzentrik und existenzielle Einsamkeit, Sex und Ziegen" - zudem ist es spannend und vergnüglich geschrieben, und doch kein Midcult, versichert die Kritikerin. So liest Pollatschek zunächst gebannt die Geschichte um Peter Bender, den real existierenden Verfechter der Hohlwelt-Theorie und bangt mit Bender und seiner jüdischen Frau Charlotte bis zum Schluss ums Überleben. Und genau dort macht Pollatschek das Problem des Buches aus, das vom Verlag als Roman und eben nicht als "literarisierte Recherche" verkauft wird: Dass Bender in Mauthausen, Charlotte in Auschwitz ermordet wurde, erfährt die Rezensentin erst auf den letzten Seiten. Zuvor liest sie von Hohlwelt, Sex, Geld und Geniekult, dabei spickt Setz seinen Text immer wieder mit dokumentarischen Zeugnissen, um die Authentizität der Ereignisse zu belegen. Die Spannung lässt es sich dabei von den "Nazis schenken", ärgert sich die Kritikerin, die sich nach der Lektüre, von Setz zu diesem unanständigen Genuss verführt, erstmal "gründlich waschen" will. Technisch ist das sicher brillant, richtig ist es nicht, schließt Pollatschek.