Achtung, dies ist keines der typischen Benimm-Bücher, warnt Ijoma Mangold, auch wenn es aus Adelskreisen stammt. Sein Verfasser, Asfa-Wossen Asserate, ist ein Neffe des letzten äthiopischen Kaisers und lebt heute als Unternehmensberater in Frankfurt, informiert der Rezensent. Sein "Manieren"-Buch atmet für Mangold einen ganz freien Geist und liefert zugleich ein prächtiges Sittenbild der deutschen Gesellschaft. Zur Illustration liefert Mangold ein Beispiel: Wo üblicherweise im Benimm-Kanon vor Unpünktlichkeit gewarnt werde, kümmere sich Asserate nicht um den Unpünktklichen, sondern um die Wartenden, denen es obliege, den Unpünktlichen nicht bloßzustellen. Das ist wahrer Benimmadel! Am vergnüglichsten findet Mangold denn auch die Stellen im Buch, wo sich Asserate den Distinktionsversuchen der "schönen Welt" - wie er die Adelskreise von heute nennt - widmet. Wo das Bürgertum nachahmt, muss sich die "schöne Welt" absetzen, und so weiß Asserate, berichtet Mangold, dass es in Adelskreisen zur Zeit dazugehört, das en face-Schnauben bei starkem Schnupfen auszuhalten und nicht etwa den Kopf abzuwenden. Das alles wirkt ein wenig wie aus vergangenen Zeiten, gesteht Mangold ein; er verweist auf den Autor, der versichere, dass vieles davon, zumindest "als regulative Idee", in Adelskreisen heute noch lebendig sei.