Einen "veritablen Ziegelstein" hat Sven Regener nachgelegt, und der Eindruck von Kristina Maidt-Zinke ist zwiespältig. Zunächst mal: Die Jugend- und Selbstfindungsgeschichte von Frank Lehmann, der im Bremer Stadtteil Neue Vahr Süd ("Synonym für geschichts- und ereignislose kleinbürgerliche Ödnis") heranwächst, aus Trägheit beim Bund landet und später in eine linke WG wechselt, ist viel weniger komisch als die Kreuzberger Slackergeschichte des erwachsenen Herr Lehmann. "Es ist nämlich so", schreibt Maidt-Zinke, "als hätte Regener, um Frankies Frühphase mit größtmöglicher Authentizität wiederzugeben, sich auch erzähltechnisch auf eine Vor- und Schwundstufe zurückversetzt, auf ein Niveau, das von der schlitzohrigen Schlaffheit und träumerischen Trinker- Sophistik des Herrn Lehmann noch meilenweit entfernt ist." Die Erzählung ist also nicht klüger als ihr Protagonist und muss sich seinem Lebenstempo anpassen. Lehmann lernt langsam, "seinem Dasein eine Form zu geben" - doch wie langsam! "Quälend langweilig" sei es zuweilen, wenn Kapitel für Kapitel die Szenerien und Szenen, von denen sich der junge Herr Lehmann am Ende emanzipiert, "bis ins redundanteste Detail protokolliert" werden. Und doch hat die Rezensentin darin eine neue Qualität gefunden; in den besten Passagen erziele diese Dokumentation von Milieus eine "beklemmende Eindringlichkeit", wobei nichts - das an alle Fans - ins Komische überführt wird. Könnte es also sein, dass Regeners Qualitäten ganz woanders liegen als angenommen? Dieser Roman kann es höchstens andeuten.