Anlässlich von Max Frischs Einzug ins "Pantheon der Manesse-Bibliothek" wirft Rezensent Roman Bucheli einen kritischen Blick auf Frischs Roman "Stiller". "Stiller" lese sich heute, als hätte ihn Frisch auf dem Reißbrett entworfen und dabei nichts dem schöpferischen Zufall überlassen, stellt Bucheli nach erneuter Lektüre fest. So habe jede der zahlreichen in den Roman eingearbeiteten Episoden in der Erzählstrategie ihre präzis abgemessene Aufgabe, und jede Figur hat eine genau definierte Funktion zu erfüllen. Der gesamte Roman ist für Buchelis Geschmack zu sehr von einer "rationalen Schlüssigkeit" durchdrungen. Die Grundidee des Romans, dass es schwierig ist, vielleicht gar unmöglich, ein authentisches Leben zu führen, wertet Bucheli als vergleichsweise "schlicht". Dieses Problem dürfte heute längst zur allgemeinen Lebenserfahrungen gehören und im Unterschied zu den fünfziger Jahren nicht mehr als ein allzu drängendes Problem aufgefasst werden, glaubt der Rezensent. Auch das Nachwort, ein aus drei Texten von Peter von Matt zusammengestellter Essay, findet nur bedingt findet Bucheli Gnade. So fehlen zum Bedauern Buchelis Anhaltspunkte über Entstehung und Wirkung des Buches ebenso wie Hinweise auf die Reaktion der Kritik und der Leserschaft.