"Der Schwimmer" ist der kleine Bruder der Erzählerin, verrät Sybille Cramer, der auf den Verlust der Mutter mit Abtauchen, mit Verzicht, am Ende mit Selbstauslöschung reagiert. Die Schwester aber erzählt von ihrem Überleben, der Odyssee mit dem ratlosen Vater durch ganz Ungarn, einer rastlosen Wanderschaft in einem politisch stagnierenden Land hinter dem Eisernen Vorhang. Ohne sich dessen vermutlich überhaupt bewusst zu sein, nimmt Cramer an, greife Bank Christa Wolfs frühen Romantitel "Der geteilte Himmel" auf und weite ihn regelrecht zur Metapher. Bank, die mit "Der Schwimmer" ihr literarisches Debüt bestreitet, erzähle diese Kindheitsgeschichte nicht als Vertreibung aus dem Paradies, erläutert Cramer, sondern setze der Erzählung, der Erinnerung "die Räumlichkeit bruchstückhafter Bilder, den Riss, die Lücke" entgegen. Gerade die Seitenfiguren des Romans gerieten zu regelrechten Stifterfiguren des Überlebens, der Hintergrund trete in den Vordergrund und umgekehrt. Cramer lobt das Kompositionsprinzip des Romans, der das "Vergessen als Bedingung der Möglichkeit des Erzählens" propagiere und veranschauliche. Ein schönes Debüt, findet Sybille Cramer, wenn auch kulturkonservativ angehaucht, weil es ein so nicht mehr existentes Land als Identitäts- und Erinnerungsraum beschwöre.