In zwei neuen Büchern des Spaniers Javier Marias ("Geschriebenes Leben", erschienen bei Klett-Cotta und "Das Leben der Gespenster", erschienen bei Wagenbach) sucht Evita Bauer nach dem Schriftsteller hinter dem Possenreißer Marias.
1) Javier Marias: "Geschriebenes Leben"
Seltsam: Das Buch (wie übrigens auch die Aufsatzsammlung "Das Leben der Gespenster"), heißt es eingangs dieser Doppelbesprechung, gibt nur scheinbar den Blick in die Werkstatt des Schriftstellers frei. Dann jedoch schreibt Evita Bauer über "geheime Fährten" der 24 hier versammelten Porträts "zu ihrem Verfasser". Was also? Lesen wir weiter, geht uns zunächst ein Licht auf, denn die Spur, auf die die Auswahl der porträtierten Schriftsteller die Rezensentin bringt, sie "führt zu (Marias) als Übersetzer": Jeder Vierte, erklärt uns Bauer, ist ein von Marias ins Spanische Übertragener. Wenn Marias aber, und Bauer will es beschwören, "treffsicher" das Bild seiner "Figuren" zusammensetzt aus Anekdoten, Legenden, Gesten, Vorlieben und Schwächen, wenn er mit Sympathie geizt für Joyce und Thomas Mann, wenn er Selbstgefälligkeit und Mangel an Humor geißelt und die Verherrlichung des Künstlers - öffnet sich da nicht doch die Tür zur Werkstatt auch des Schriftstellers? Ein wenig?
2) Javier Marias: "Das Leben der Gespenster"
Ziemlich großzügig sogar ist der Blick in die Schriftstellerwerkstatt des Autors, den uns dieser Band entgegen der einleitenden Feststellung der Rezensentin tatsächlich gewährt. Er enthält nicht weniger als "das launige literarische Credo des Madrider Romanciers" und gibt "Einblick in die hohe Kunst der Verstellung und Täuschung, die seiner Auffassung von Literatur zugrunde liegt." Darüber hinaus hat Bauer gleich auch einen politisch enttäuschten sowie einen spöttisch mit seiner Zunft verfahrenden Marias kennengelernt. Einen, der einmal mehr über Joyce herzieht und über den Topos von Genie und Wahn und gleich ein halbes Dutzend Gründe weiß, "die gegen das Schreiben von Romanen sprechen."