Eine "Oper der Frauenopfer auf der Wallstatt der Lüste und Leiden der Leiber" erblickt Rezensentin Christiane Zintzen in Marlene Streeruwitz' Roman "Partygirl". Wie Zintzen ausführt, rekapituliert Streeruwitz - angelehnt an Edgar Allan Poes "Untergang des Hauses Usher" - darin den "Fall" der Familie Ascher durch ein halbes Jahrhundert hindurch, indem sie die Lebensstationen der Geschwister Madeline und Roderick (Rick), die eine unerfüllte Liebe verbindet, als umgekehrte Chronologie erzählt. Madelines Wunschtraum zielt nach Zintzen auf die Weiterführung der Inzestbeziehung mit Rick, erschöpft sich aber in ihrem exzessiven "Koitaldrang", den sie ebenso mechanisch wie indifferent mit zahllosen Ersatzpartnern auslebt. So zeigt Streeruwitz nach Ansicht der Rezensentin die Sexualität als "leeres Versprechen", als "Routine" und "Austragungsort von Aggressionen". Die "Kunstfigur" Madeline erinnert die Rezensentin dabei an eine Gummipuppe, "welche - aufgeblasen und in Form gebracht durch etlichen Psycho-Determinismus und einige Partikel Musil, Bachmann und Schnitzler - eine passive und abwaschbare Hülle bleibt." Sie hebt hervor, dass Madelines Bewusstseinsstrom bei all ihren Leiden "flach" bleibt, und nur wenig mehr als das "blanke Protokoll des unmittelbaren Erlebens" mit sich führt, Erkenntnis stellt sich nicht ein. Darin sieht die Rezensentin dann auch die "Botschaft" oder den "politischen Appell" des Romans, der in allen Aspekten vor Augen führe, "dass weibliches Abonnement auf das Leiden keinen Zugewinn an Erkenntnissen bereithalten kann."