In einer Doppelrezension bespricht Dominic Johnson zwei Bücher von Henning Mankell, in denen es jeweils um entwurzelte afrikanische Kinder geht - ein Thema, das nach Johnson gerade schwer en vogue ist.
1.) Henning Mankell: "Der Chronist der Winde"
Hier geht es, wie der Leser erfährt, um den zehnjährigen Nelio, der ein Massaker überlebt und Führer einer Straßenkindergang wird. Die Art, wie Mankell dies darstellt, erscheint Johnson zwar verkünstelt und theatralisch, doch insgesamt findet er das Buch "durch seine schlichte und unprätentiöse Schilderung kindlichen Überlebenswillens" überzeugend. Johnson ist sich sicher, dass der Leser nach der Lektüre dieses Buchs die "Straßenkinderrudel in Afrika, diese lästige Begleiterscheinung der rapiden Verstädterung", mit anderen Augen betrachten wird, nämlich menschlicher. "Selten wurde der Irrsinn des 'stundenweisen Überlebens' so ergreifend nahe gebracht", meint Johnson.
2.) Ders.: "Die rote Antilope"
Johnson findet dieses Buch abstoßend, wobei nicht wirklich deutlich wird, ob sich dies auf das Buch insgesamt bezieht oder vielmehr auf die Tatsache, dass die Schweden von Mankell als "dermaßen ekelhaft" geschildert werden, dass es für den Rezensenten kaum noch erträglich ist. Deutlich wird jedoch ohne Zweifel, dass Johnson Mankells Buch "Der Chronist der Winde" für das bessere hält. In "Die rote Antilope" wird nicht nur der zehnjährige Molo, der von Afrika nach Schweden entführt wird, von Albträumen gepeinigt, sondern offenbar auch der Leser: "Immer dann, wenn es schlimmer nicht mehr kommen kann, wird es erst recht schlimm", findet Johnson. Der Rezensent diagnostiziert in dieser "lakonisch erzählten Geschichte" eine "schnörkellose Unerbittlichkeit".