Die Zeit ist über Hans Magnus Enzensbergers Buch über den Reichswehrgeneral Kurt von Hammerstein so gespalten, dass sie es in einem Pro und Contra abhandelt. Jörg Lau ist begeistert: Er hält diese Collage, in der er das gesamte Jahrhundert der Extreme aufscheinen sieht, für ungemein spannend. Dabei ist es nicht allein die zwischen Hellsichtigkeit und Bitterkeit changierende Figur Hammerstein, die ihn fasziniert, es sind die Töchter und Söhne, die sich dem Widerstand anschließen, dem 20. Juli und dem kommunistischen. Sie wandern mit ihren jüdischen Ehemännern nach Palästina aus, spionieren für die KPD die militärischen Kreise ihres Vaters aus oder gehen nach Moskau. Einer wird Opfer der stalinistischen Säuberungen, die andere macht nach dem Krieg Karriere in der SED. Auch die Form, in die Enzensberger diesen Stoff füllt, stimmt für Lau: "Großartig, wie der Dichter hier das heruntergekommene Genre der Dokumentarliteratur wiederbelebt." Kritik von Historikern an etwaigen Unstimmigkeiten will Lau nicht gelten lassen: Selbst schuld, wenn sie sich Hammerstein-Material entgehen lassen!