Was Rezensent Tilman Urbach an David Vanns neuem Familiendrama auszusetzen hat, ist Jammern auf hohem Niveau. Anders als Vanns frühere Romane, beginnt "Aquarium" ganz leise und zurückhaltend, ehe er sich zu der emotionalen Kraft und Explosivität aufschwingt, die man aus Vanns Büchern gewohnt ist, so Urbach. Ein junges Mädchen flüchtet sich gedanklich in die Unterwasserwelten der Aquarien, erfahren wir. Über ihre Leidenschaft lernt sie einen älteren Mann kennen, der sich schließlich als ihr Großvater entpuppt, so nimmt die Geschichte ihren Lauf. Vann gelingt in seinem neuen Buch einiges, dass er zuvor hat vermissen lassen, lobt Urbach, darunter die leisen, sublimen Töne, die im Konzert der Emotionen so wichtig sind. Nur die "geheime Meisterschaft des Loslassens", das Zulassen des Unvorhersehbaren und Unkontrollierbaren, hat David Vann noch nicht ganz erreicht, wendet der ansonsten überzeugte Rezensent ein.