Joachim Kaiser hat für Alexander Kluges neues Buch die Vorratskammer der Attribute aufgesucht: Witzig, hintergründig, unsentimental, ohne Pathos, originell, gelegentlich unplausibel, zwingend, grotesk und noch einiges mehr findet er diese "liebenswürdig kurze Zugabe" zu Kluges "Chronik der Gefühle". Manche der kurzen Prosastücke sind dort bereits enthalten, die neuen haben Kaiser gezeigt, dass Kluge noch immer "ein glänzender Prosaist" ist, wenn er auch mittlerweile "nachlässiger formuliert". Kluge tue, was sein Schaffen seit vierzig Jahren auszeichne, nämlich in biografischen Texte, Geschichten und Untersuchungen eine "wahrhaft entwaffnende Fülle von Realitäts-Partikeln" - von Stalingrad bis zur Oper - zu seiner eigenen "Prosa-Welt" zu kombinieren. Aufgefallen sind Kaiser die so überraschenden wie herausfordernden Denk-Wendungen in Kluges Texten, oft ist er beeindruckt, manchem will er widersprechen. Dennoch stimmt er G.W. Sebalds Wort vom "klügsten Schriftsteller der deutschen Nachkriegszeit" zu und hat am Ende nur noch eine "pedantische Bitte": Kluge möge doch, "so er weiterhin lustig-listig über Opern nachdenken möchte", musikhistorische Fehler vermeiden.