Sehr ausführlich beschäftigt sich Andreas Breitenstein mit dem neuesten Buch von Jelinek. Dabei setzt er im ersten Abschnitt seiner Besprechung die entscheidenden Marksteine: was allenthalben über die Literatur Jelineks gesagt wird, nämlich dass sie die `Realität zur Kenntlichkeit` entstelle, ist hier nicht bestätigt; eine `Ästhetik des Schreckens` hat ihn selten so `gleichgültig` gelassen, - kurz: `die Lektüre ist von quälender Langeweile`. Alle drei Beobachtungen werden dann von Breitenstein ernsthaft und gründlich belegt. Zwar geht ihm die ständige Wiederbelebung der `literarischen Leiche` `österreichischer Antiheimatroman` offenbar sowieso auf die Nerven, aber sein entscheidender Vorwurf an die Schriftstellerin ist, dass sie weder ihren Figuren noch ihrer Sprache - und auch nicht dem Leser - irgendwelche Erkenntnismöglichkeiten lässt. Alles ist `modellhaft`, `Vorzeigeobjekt`, die Personen und Verhältnisse längst `durch die Mühlen totaler Entlarvung gegangen`. Im `Dauergestus der Empörung` gegen die kapitalistisch, männlich-ausbeuterische und verdinglichte Gegenwart meint die Jelinek offenbar, so Breitenstein, nichts brauche mehr `gezeigt` zu werden und immer nur `behauptet`. Seit ihrem Roman `List` (1989), meint Breitenstein, hat die Schriftstellerin sich in diese `poetische Sackgasse` begeben und wirklich `anstößig` findet er weniger die Gewalt- und pornografischen Passagen, sondern dass `die Erzählinstanz (kaum verschleiert die Autorin selbst) vom umfassenden Sinnentzug ausgespart bleibt`. Ein kräftiger Verriss.