Christian Thomas sieht in John Updikes jüngstem Roman einmal mehr den "VIP der Leporellokunst" am Werk, der seinen Protagonisten Owen Mackenzie, einen 70-jährigen ehemaligen Computeringenieur an der Schwelle zur Senilität, in Tagträumen und Rückblicken sein erotisches Leben Revue passieren lässt. Mackenzie stellt sich dabei als "Erotomane" heraus, der vom "Impuls einer fieberhaften Promiskuität" angetrieben wird, erklärt der Rezensent. Der amerikanische Autor, der in seinem gesamten Oeuvre stets den "American Way of Sex" beschworen habe, nehme in "Landleben" kein Blatt vor den Mund und lasse "kaum etwas unausgesprochen", wobei diese Erzählhaltung eine "unzweideutige Illusionslosigkeit" zeitigen würde, so Thomas weiter. Der "reißende Bewusstseinsstrom" des Protagonisten lässt aus einer Entdeckungsreise eine "Pilgerfahrt" werden, in der Sex zum bannenden Mittel gegen den Tod wird, meint der Rezensent, der in dieser "metaphysischen Ahnung", die den Helden befällt, auch das Melancholische des Romans ausmacht. Immerhin, Mackenzie leidet in diesem Lebens- und Libidorückblick, der auch offen legt, dass er "zwei Familien zerstört" und für einen Tod verantwortlich ist, keineswegs an einem "unglücklichen Bewusstsein", stellt Thomas fest, denn seine erotischen Erlebnisse belegen zumindest, dass er "wahrhaftig gelebt hat".