Für Rezensentin Lena Bopp ist ein neues Buch Jonathans Franzens stets ein "Ereignis". Umso mehr freut sich die Kritikerin, dass nun unter dem Titel "Weiter weg" ein weiteres Werk erschienen ist, das Essays, Kurzgeschichten und Reportagen des amerikanischen Schriftstellers aus den Jahren 1998 bis 2011 versammelt. Beglückt liest Bopp die einundzwanzig Texte, die, so scheint es ihr, auf ihre Weise alle von der Liebe erzählen: In dem sehr persönlichen Essay "I just called to say I love you" empöre sich Franzen geradezu zynisch über den "Handy-Fetischismus" seiner Landsleute, die das Liebesbekenntnis zur Abschiedsfloskel degradiert hätten und so die letzten Telefonate der Opfer des 11. Septembers verhöhnten. Fasziniert folgt die Kritikerin auch Franzens Ausführungen über sein leidenschaftliches Interesse für Vögel, das ihn auf Recherchereisen nach Zypern, Malta, Italien und China geführt habe. Der "Schönste" der eindringlichen, oftmals sehr privaten Texte, die etwa von seinem Vater oder seiner ersten gescheiterten Ehe erzählen, ist für Bopp der titelgebende Essay "Weiter weg": Hier berichte Franzen nicht nur von einem Zusammentreffen mit David Foster Wallace und mögliche Beweggründen für dessen Selbstmord, sondern beschreibe auch, wie er einen kleinen Teil seiner Asche auf Bitten der Witwe auf der Insel verstreute, die Daniel Defoe als Vorbild für seinen Roman "Robinson Crusoe" diente.