Neben fünf aus dem Band abgedruckten Gedichten hat die "Zeit" gleich zwei Rezensenten, nämlich Pro und Contra, zur Besprechung des Bandes eingeladen und dies als "`Zeit`-Kontroverse" apostrophiert. Reinhard Baumgart lässt sie für das Recht auf Veröffentlichung dieser "unautorisierten Gedichte aus dem Nachlass" argumentieren, während Peter Hamm den Part des entschiedenen Kritikers dieses Projekts übernommen hat.
Beide sind der Meinung, dass das hier Vorgelegte nicht die Qualität des "Soundnichtanders" der Bachmann`schen Lyrik erreicht. Vielmehr, so zitiert Baumgart die Herausgeber, Ingeborg Bachmanns Geschwister Heinz Bachmann und Isolde Moser, handelt es sich um "biografische Aufzeichnungen", die zu verorten sind in der Zeit ihres Zusammenbruchs nach der Trennung von Max Frisch. Eben weil die Gedichte als Gedichte "unfertig" sind, so Baumgart, geben sie Einblick in "Dreck und Not" einer Schriftstellerin, deren "akademische" Verehrer eben die Problematik des gelebten Lebens gern übersehen: eine "gute Kur" für alle, die "Literatur und Leben säuberlich trennen", urteilt Baumgart.
Peter Hamm dagegen nennt das Material aus dem Nachlass ein "enormes Elends- und Erregungspotenzial" und beklagt, dass die Leser durch die Veröffentlichung in die "erbärmliche Rolle von Voyeuren" gezwungen werden. Eine "ernsthafte Auseinandersetzung" habe die Bachmannschwester Isolde Moser jahrelang verhindert, auch ihm selbst Einsicht in Materalien verweigert. Jetzt bedient sie aus Gewinnsucht den Voyeurismus des großen Publikums, schimpft Hamm. Dass der Piper-Verlag ihr dabei behilflich ist, müsste verwundern, so Hamm - wäre es nicht derselbe Verlag, der auch Norman Finkelsteins Buch über die "Holocaust-Industrie" "eilfertig" verlege.