Verglichen mit den beiden großen Hitler-Biografien von Joachim C. Fest und Ian Kershaw, die, durch ein konsistentes Konzept strukturiert, den Versuch einer analytischen Erklärung anstellen, warum Hitler an die Macht kam, kann Ralf Georg Reuths Hitler-Biografie nach Ansicht von Rezensent J. Evans nicht überzeugen. So fährt Evans eine ganze Reihe von Kritikpunkten auf: Reuths Hitler-Biografie fehle die Konsistenz von Fests und Kershaws Biografien; sie trage letztendlich wenig mehr zum Gesamtbild bei als eine Aufzählung zusammenhangloser Details; das Konzept der "politischen Religion", von Michael Burleighs jüngster, missglückter "Gesamtdarstellung" des "Dritten Reiches" geliehen, trete bei Reuths Buch bisweilen auf, habe aber wenig bis gar keine erklärende Kraft; Reuth habe keine neuen Quelle, was er über Hitlers Leben schreibe, lese sich bei Kershaw wesentlich genauer. Am "enttäuschendsten" findet Evans das Buch allerdings, wenn Reuth versucht, seinen Gegenstand in einen breiteren historischen Kontext zu stellen. Hier offenbart sich für Evans, dass Reuth nicht mit dem neuesten Forschungsstand vertraut ist: "Wo er ein historisches Gesamtbild zu zeichnen versucht", kritisiert er, "wiederholt er uralte deutsch-nationale Mythen, die ernst zu nehmende Historiker längst ad acta gelegt haben." Zur Empörung des Rezensenten lässt Reuth keine Gelegenheit aus, um die Verantwortung für Aufstieg und Triumph, Verbrechen und Vergehen Hitlers und des Nationalsozialismus auf andere als deutsche Schultern abzuwälzen. Etwa wenn er die altbekannte revisionistische These vom Versailler Vertrag wieder aufwärmt - nur ein Beispiel von vielen, das Evans bringt. Insgesamt ziehen sich unbelegte revisionistische Thesen durchs ganze Buch, hält Evans fest. "Nicht nur trägt diese Biografie nichts Neues zur Interpretation bei", resümiert er abschließend, "sie fällt auch ein gutes Stück weit hinter den gegenwärtigen Forschungs-, ja sogar den allgemeinen öffentlichen Kenntnisstand zurück."